Märkische Umfahrt mit Sightseeing in Berlin

Sehr individuell konnte man die Dauer dieser Wanderfahrt wählen: Gerudert wurden 5 Tage (da war für alle Anwesenheitspflicht), aber ansonsten gab es „freiwillige Übungen“ und man konnte früher anreisen und/oder später heimfahren.

So eroberten sieben Teilnehmerinnen am ersten Tag Berlin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Berlin Dungeon, Shoppen und mehrmals S-Bahn, Straßenbahn, Bus), am zweiten Tag mit dem Fahrrad (Madame Tussaud, Jüdisches Museum mit einer Biennale-Ausstellung für moderne Kunst – und natürlich Brandenburger Tor, Reichstag, Mauer etc.). Damit am dritten Tag nach all der Kultur der sportliche Charakter nicht zu kurz kam, wurde um den Müggelsee und durch Köpenick geradelt.

Unser Allerwertester war damit schon vorbereitet auf die Tage im Boot. Á propos: Der Friedrichshagener RV lieh uns zwei historisch sehr wertvolle Exemplare (Klinkerboote, eines mit Messing-Schuhen). Diese boten genug Raum für unser Gepäck, gab es doch keinen Landdienst oder sonstigen Transport. Außerdem: Man(n) würde staunen, wie wenig Gepäck 8 Frauen für 5 Tage brauchen!

 

Am Sonntag machten wir noch eine Probe-Ausfahrt und besuchten die Regattastrecke, um Olympia-Luft anno 1936 zu schnuppern. Da hat sich Renate auch prompt in “Müggel 2“ (den Zweier mit Steuerfrau, gut 100 Jahre alt) verliebt. Nachdem so eine Fernbeziehung meist kompliziert ist, schmiedeten wir gleich Pläne, wie wir das Boot auf dem Wasserweg zur Alemannia bringen könnten. An diesem Tag lernten wir auch, dass Gastlieger nichts Unanständiges sind und eine Gruppen-Wurst ganz gut schmecken kann.

Tags darauf ging es richtig los: Berlin/Köpenick – Prieros (41 km) – Trebatsch (49 km) – Beeskow (15 km oder mehr + Päuschen) – Fürstenwalde (40 km) – Berlin/Köpenick (47 km).

Was waren die einprägsamsten Erlebnisse für mich? Sehr einladende Grundstücke und Häuser direkt am Wasser; in Prieros bestellten wir 3 Bananensplit, bekamen 5 und aßen alles brav auf. Bei der längsten Etappe mit vielen Schleusen nach Trebatsch (wo wir von der Dahme auf die Spree wechselten) schafften wir es, noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen, obwohl die erste Schleuse erst um 10 Uhr geöffnet hatte. Danach gab es für uns ein spätes Bauernfrühstück mit Schnellgurken um 21 Uhr. Über viele Kilometer ruderten wir durch idyllische Landschaften mit Teichrosen, Schilf und Wald sowie Reiher, Milane und Bremsen. Beeskow (mit stummem „w“) ist ein sehr nettes Städtchen. Weil die Schleuse Neubrück umgebaut wird, mussten wir über den Spree-Oder-Kanal ausweichen. Am letzten Tag schließlich noch die romantische Müggelspree, die gemütlich durch die Ebene mäandert.

Dort sind uns drei Ruderer aus Mainz, die auch im Friedrichshagener RV logiert haben, mit dem Taxi entgegengekommen. Vier Damen übergaben ihre Bootsplätze für die letzten 15 km der Tagesetappe, denn sie mussten noch den Rückflug am gleichen Abend erwischen.

Insgesamt sind uns die Menschen stets freundlich und hilfsbereit begegnet (von den Schleusenwärtern gab es sogar Zuckerl). Nur einzelne Erscheinungen waren stark vom herben Charme geprägt. Das hat aber der entspannten und heiteren Atmosphäre während der ganzen Tour keinen Abbruch getan.

Ulrike Kienast-Salmhofer

Organisation: Renate Rosenegger

Teilnehmerinnen: Isabella Kremnitzer, Isabella Meyer-Gube, Elisabeth Michelmayr, Silvia Netbal, Veronika Rampetsreiter, Gudrun Widy und ich.