Vereinsgeschichte 1905 – 1947

Erste Anfänge – erste sportliche Erfolge:

 

1905 – 1906

Eine Schar hoch motivierter Jugendfreunde (Leopold Krpensky, Josef Molzer, Josef Buchinger, Hans Jindrich, Bruno Seimann und Alphons Macku) beschließt, in Korneuburg das „Rudern“ auszuüben.

Mangels eines Ruderbootes wird zunächst eine Zille, die mit einem Segel ausgestattet wird, und  mit der bei Ostwind Greifenstein erreicht werden konnte, verwendet.

Am 6.05.1905 wird die „Tischgesellschaft Segler“ gegründet, die am1.06.1906 in die Tischgesellschaft „Alemannia“ unbenannt wird; offensichtlich hatte einer der jungen Männer die „Bissula“ – Sage von Felix Dahn gelesen. Im selben Jahr wird bei einem Klosterneuburger Bootsbauer das erste Ruderboot (der „Lustkahn“) bestellt, das jedoch wegen mangelnder Sachkenntnisse mit festen Sitzen geliefert wird.

1907

Das Wannenbad am Hafen wird erworben: Zwei Holzschuppen werden durch einen Turm verbunden und zu einer Bootshalle umgestaltet. Im Obergeschoss wird ein Sitzungszimmer, in dem die „Korneuburger Kapitäne“ tagen, installiert. Vom Lundenburger Ruderverein werden drei gebrauchte Boote angeschafft; der zum Rudern untaugliche „Lustkahn“ wird verkauft.

Bootshaus Alemannia 1907

Am 30.09.1907 findet die Gründungsversammlung des Rudervereins Alemannia statt. Der erste Obmann Ing. Anton Krpensky führte den ersten Vereinsvorstand.

1907 – 1909

Im ersten Winter wird ein Eislaufplatz angelegt und man hofft dadurch die Finanzlage des Vereins zu verbessern.

Die Gemeindeverwaltung bewilligt 1909 die für die Entwicklung des Vereins erforderliche Vergrößerung des Vereinsgeländes: Krampen, Schaufel und Schiebetruhe, Hammer und Zange, sind lange Zeit das meistbenutzte Sportgerät; das Ruderboot wird nur an wenigen Sonntagen benützt. Das vergrößerte Vereinsgelände muss eingezäunt werden und es wird eine Werkstätte errichtet, die lange Zeit als zweite Bootshalle dient.

Die Suche nach Erschließung von Einnahmenquellen führt zum Bau einer Kegelbahn wodurch die Zahl der unterstützenden Mitglieder stark ansteigt.

1909 – 1913

Der Trainer Werner Franz nimmt seine Tätigkeit auf und es beginnt 1910 die Wettkampftätigkeit des Vereins; erste Mannschaften gehen an den Start. Ein Schüler-Vierer mit Stm. erreicht bei der „Großen Wiener Regatta“ den dritten Platz. Durch den Zuzug aus Wien steigt die Zahl der ruderbegeisterten Sportler und es werden deshalb auch einige neue Boote angeschafft.

Schließlich startet 1912  ein Vierer mit Stm. bei der „Internationalen Regatta in Budapest“ und nimmt auch an der „Großen Wiener Regatta“ teil; beachtliche Platzierungen werden erreicht.

1914 -1919

Durch den Ausbruch des „Ersten Weltkrieges“ kommt es zum Stillstand der Ruder- und Wettkampftätigkeit. Sämtliche Mitglieder werden zu den Fahnen gerufen; viele treue Kameraden kehren nicht wieder zurück.

1919 –  1921

Nach Beendigung des Krieges scharen sich die am Leben gebliebenen Mitglieder wieder um die grün-weiße Flagge. Der Besitzstand war erhalten geblieben, da es keine Zerstörungen durch Kriegseinwirkungen gab.

Die Raumnot infolge des vergrößerten Bootsbestandes führt unter dem Obmann Dipl. Ing. Bernold zum Ankauf einer Militär-Unterkunftsbaracke, die von den Mitgliedern abgetragen und auf dem Vereinsgelände durch einen Zimmermann aufgestellt wird.

Das Bootshaus bot nun erstmalig Platz für einen Achter, den zu besitzen der Wunsch aller Alemannen war. Dieser Achter kann auch wirklich durch die Opferbereitschaft einiger weniger Mitglieder bestellt werden.

Im Herbst des Jahres 1919  wird durch Hans Jindrich die Trainingstätigkeit wieder aufgenommen, die 1920 durch einen erfahrenen Ruderer namens Breza fortgesetzt wird. Eine Vierer-Mannschaft kann bei einer Stromregatta den ersten Sieg verbuchen und 1921 die Meisterschaftsregatta gewinnen.

In diesem Jahr wird auch die erste mehrtägige Wanderfahrt durch die Wachau durchgeführt und Julius Kwizda vollbringt auf der Donau im Einer mit 161 km eine 24-Stunden Rekordleistung, die bis heute nicht übertroffen wurde.

1922

Der Trainer Breza muss aus beruflichen Gründen seine Tätigkeit einstellen. Doch diese Zeit wird für die Ausgestaltung des Vereinshauses genutzt und es entsteht ein Schlafraum für Wiener Mitglieder. Diese Umstände und die Ebbe in der Vereinskasse, hervorgerufen durch die Bezahlung des neuen Renngig-Achters „Niuvenburg“ zwingen zur Ruhe im Wettkampfbetrieb.

Als Ersatz wird die erste Vereinsregatta im Einer durchgeführt: Sieger im Einer und damit erster Vereinsmeister wird Hans Jindrich.

1923 – 1925

Viktor Rokitansky übernimmt 1923 das Training und führt die erste Achtermannschaft bei der Wiener Regatta zum Sieg. Julius Kwizda und Viktor Rokitansky schaffen im Doppelzweier einen 24-Stunden-Rekordleistung von 168 km, die bis heute ungebrochen ist.

An Stelle des Abrudern wird ein Vereinswettbewerb im Einer durchgeführt, den Anton Müller gewinnt.

1924 findet die erste Achttagesfahrt im Achter nach Grein und zurück statt;  Anton Müller und Karl Stephan gewinnen im Doppelzweier das Dauerrudern auf der Strecke Nussdorf – Greifenstein.

Im Jahre 1925 wurden beachtenswerte Fahrten auf dem Strome durchgeführt: Ein Achter fährt in drei Tagesabschnitten von Linz nach Passau und anschließend zurück bis nach Mauthausen. Anton Müller und Karl Stephan erzielen im Doppelzweier einen 12-Stundenrekord von 111 km.

1926 – 1929

Diese Jahre werden dazu genutzt, um die Darlehensschulden zu tilgen  und das Vereinshaus durch den Anbau eines Schlafraumes zu erweitern. Im Jahre 1928 erfolgt der erste Besuch einer „Ulmer Schachtel“, der im Rahmen eines Kameradschaftsabends gebührend gefeiert wird.

1929 wird der erste österreichische Rudertag in Korneuburg abgehalten sowie das Anrudern der Wiener Vereine durchgeführt.

Im Winter 1929/1930 verursacht ein gewaltiger Eisstoß ein Hochwasser, welches das Bootshaus überschwemmt und gewaltigen Schaden verursacht.

1930 – 1934

Die Militär-Unterkunftsbaracke erlaubte durch seine dreischiffige Konstruktion nur eine begrenzte Raumausnutzung und war außerdem durch die regelmäßig auftretenden Hochwasser gefährdet.

Es wird daher 1930 in einer außerordentlichen Hauptversammlung der Beschluss gefasst, eine neue zwei-schiffige Bootshalle zu errichten: Die Militärbaracke wird mit Holzbalken unterfangen und durch Untermauern auf das heutige Niveau gehoben; die Bauführung liegt in den Händen des Ehrenmitgliedes Baumeister Josef Molzer. Die Finanzierung erfolgt durch Herausgabe einer Anleihe an die Mitglieder sowie durch eine Subvention des Unterrichtsministeriums.

Der Ausbau des Vereinshauses wird vorwiegend durch die Mitglieder in Eigenarbeit durchgeführt und 1933 fertig gestellt; die feierliche Übergabe an die 28 versammelten Mitglieder erfolgt 1934 durch eine symbolische Schlüsselübergabe an den Hauswart Ing. Krpensky.

Während der erwähnten  Bauphase feiert der Ruderverein Alemannia im Oktober 1932 sein 25-jähriges Bestehen. Während des Festaktes werden einige Mitglieder wegen ihrer Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt bzw. mit Ehrenzeichen ausgestattet.

1935 -1937

Nach den Anstrengungen mit dem Bootshausausbau und den damit verbundenen Sorgen wird 1935 durch den Trainer Anton Müller der Sport- und Wettkampfbetrieb wieder aufgenommen. Das erstmals durchgeführte Wintertraining und eine gewisse Härte bei der Vorbereitung der Rennruderer schlagen sich zwischen 1935 und 1938 in schönen Erfolgen bei diversen Regatten nieder. Vierermannschaften erringen Siege im Neulings- und Jungmannvierer. Der Doppelzweier Edwin Langenbacher und Herbert Müller-Elblein verfehlt 1936 nur knapp  die Olympia-Qualifikation nach Berlin.

1937 durfte die „Alemannia“ für Wien im Städtekampf Berlin-Budapest-Wien starten und untermauerte ihre anerkannte sportliche Klasse durch einen Sieg im Staffelrudern am Wörthersee („Blaues Band vom Wörthersee“).

1938-1945

Die politischen Ereignisse im Jahre 1938 und die Kriegsjahre von 1939 bis 1945 bringen es mit sich, dass der Ruder- und Wettkampfbetrieb ständig zurückgeht und nur sehr stark eingeschränkt ausgeübt wird. Von 67 männlichen Ruderern sind 40 zur Wehrmacht verpflichtet.

In dieser schwierigen Zeit trifft 1940 der Obmann Hans Jindrich die Entscheidung, das Dogma „Herrensport“ aufzugeben und das „Frauenrudern“ einzuführen: Ein Mädchen, Frl. Helga Wonnert bringt ca. 40 junge Damen zum Verein. Dieser Zustrom von Sportlerinnen übt eine starke Anziehungskraft auf die sportbegeisterte männliche Jugend aus, sodass sich gemeinsam mit den älteren Mitgliedern ein sonntäglicher Ruderbetrieb entwickelt, wie er unter den gegebenen schwierigen Verhältnissen nicht zu erwarten war. Das Ruderjahr 1940 schließt mit einer Rekordzahl von 85 ausübenden Mitgliedern.

Die anstehenden Probleme können wegen der Not an Mann und Material kaum oder überhaupt nicht gelöst werden. Umkleideräume für Frauen, zeitgemäße Sanitäranlagen und Duschräume mit Warmwasserbrausen konnten nicht geschaffen werden.

1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende – russische und rumänische Soldaten „bewohnen bis 1947 das Bootshaus – eine 40-jährige Aufbauarbeit wird tragisch beendet.